Der Mythos vom verborgenen Schatz
Im Park des Herrenhauses, ganz nah am Graben, steht ein besonders auffälliger Baum, sehr groß und mächtig. Aber er trägt keine Blätter, und seine Äste sind abgestorben. Und obwohl der Stamm seit ewig dort steht, ist er längst tot, so tot, dass er nur noch von Efeuranken gehalten wird. Warum dieser Baum so schaurig aussieht und nicht umfallen will, erklärt vielleicht folgende Geschichte:
Vor vielen Jahren, wir wissen nicht wann, kam Hasselburg in den Besitz eines adligen Fräuleins. Die las viele Bücher und war überzeugt, es müsse in den Gemäuern der ehemaligen Wasserburg ein Goldschatz versteckt sein. Klaus Störtebeker, der Hanse-Pirat, könne nur hier an diesem Ort ein sicheres Versteck für seine Eroberungen gefunden haben. Auch als die junge Frau einen Mann von adliger Herkunft heiratete, ließ sie vom Goldschatz nicht ab und untersuchte jeden Winkel. Sie war wohl etwas seltsam und so dauerte es nicht lang, bis sie von ihrem frustrierten Ehemann verlassen wurde. Kaum war der aber weg, tauchte ein anderer Herr auf, dem zwar die adlige Kinderstube fehlte, dem es aber gelang, die Manieren schnell zu erlernen und sich obendrein als versierten Schatzfinder auszugeben. Alles ging ganz schnell, der Hochzeitskuchen war noch nicht gebacken, da waren ihm Haus und Hof samt Latifundien überschrieben. Der Schatzsucher sollte über alle Mittel verfügen, die ein Schatzsucher für eine großangelegte Suchaktion benötigt.
Doch der Filou genoss sein Glück nur kurz. Bevor er seinen zukünftigen Schwiegervater einladen konnte, die Braut zum Altar zu führen, rückte dieser ohne Einladung an, erklärte seine Tochter für geistig umnachtet und den Eigentumswechsel für unwirksam. Der Bräutigam, der sich bereits auf ein vergnügliches Leben eingestellt hatte, war so vergrätzt, dass er die Schatzsuche einstellte, in den Keller ging, um einen Strick zu holen, den er dann an den besagten Baum knüpfte.
Und nun frage sich der Leser, warum wohl dieser uralte tote Baum noch immer dort ganz aufrecht steht. Womöglich hält er einen Schatz in seinen Wurzeln verborgen?